Medienmitteilung: Nächste Etappe für die Energiewende im Kanton Bern

01. September 2025

Am 29. August 2025 veröffentlichte die Konferenz kantonaler Energiedirektoren die neuen Mustervorschriften im Energiebereich (MuKEn 2025). Sie geben den Kantonen einen gemeinsamen Standard für klimafreundliches Bauen und Sanieren an die Hand. Damit beginnt die nächste Etappe der Energiewende in den Kantonen: anspruchsvoll, aber voller Chancen.

Auch wenn die revidierten MuKEn 2025 ein Kompromiss sind, enthalten sie wichtige Elemente, um schneller aus fossilen Energien auszusteigen. Eine rasche Übernahme in die kantonale Gesetzgebung ist unerlässlich, um die kantonalen und eidgenössischen Klimaziele zu erreichen.

Wie gross der Handlungsbedarf ist, zeigt das WWF-Rating zur kantonalen Klima- und Energiepolitik 2024: Zwar erreichte der Kanton Bern den 8. Platz und überzeugte mit einzelnen starken Massnahmen – dennoch reichen diese bei weitem nicht aus. Sie stehen nicht im Einklang mit dem Pariser Abkommen, und in den meisten Bereichen fehlen ambitionierte Zielsetzungen.

Deshalb braucht es im Kanton Bern zusätzliche Schritte in der Energiepolitik. Die wichtigsten sind: Vorschriften zur Eigenstromerzeugung auch für bestehende Gebäude, griffigere Regeln zur Dekarbonisierung von Heizungen sowie die Sanierung der energiehungrigen Gebäude.

Dazu Mirjam Läderach, Projektleiterin WWF Bern
«Nutzen wir die Chance des Konsenses der Energiedirektorenkonferenz, um im Kanton Bern in der Energiepolitik und dem Klimaschutz vorwärtszumachen. Erarbeiten wir fortschrittliche Ziele und griffige Massnahmen, damit der Kanton seine selbstgesteckten Ziele im Klimaschutz erreichen kann.»

«Von den verfügbaren Dachflächen, die sich im Kanton Bern für Solarenergie eignen würden, werden bislang nur 10 Prozent tatsächlich genutzt. Elektrofahrzeuge machen nur etwas über 4 Prozent des Gesamtverkehrs aus. Und für die Wärmeversorgung nutzen wir erneuerbare Energien mit knapp 41 Prozent noch nicht einmal zur Hälfte. Auch wenn all diese Zahlen von Jahr zu Jahr steigen, kommen wir zu langsam voran, und es ist offensichtlich, dass es noch enormen Verbesserungsbedarf gibt».

«Der Ausstieg aus fossilen Energien hat viele Vorteile: wir reduzieren den Ausstoss von Treibhausgasen, erhöhen die Versorgungssichert im Energiebereich, machen uns unabhängiger von Importen von fossilen Energien (jährlich CHF 6-12 Mia) und schaffen neue Jobs in der Schweiz. Je schneller wir damit anfangen, umso besser.»

Die wichtigsten Schritte für den Kanton Bern
Der Kanton sollte alle Vorschriften der MuKEn 2025 übernehmen, wobei folgende besonders dringlich sind:

  • Der Kanton Bern verfügt über ein riesiges Solarpotenzial auf bestehenden Dächern und Fassaden, welches zurzeit kaum genutzt wird. Hierzu braucht es eine Verpflichtung, um zumindest einen Teil des Solarpotenzials des Daches zu nutzen. Derzeit investieren vor allem Unternehmen und Eigentümer:innen von Einfamilienhäusern in Solaranlagen. Bei Mehrfamilienhäusern kommt die Umstellung hingegen nur langsam voran, obwohl die wirtschaftlichen Vorteile für die Mietenden noch grösser sind. Der Hauptgrund für diese Verzögerung ist, dass Eigentümer:innen von Renditeobjekten kein Interesse an Investitionen haben, da sie nicht die Stromrechnungen bezahlen.
  • Griffigere Regeln zur Dekarbonisierung von Heizungen. Es ist absurd, dass noch heute neue Gas- und Ölheizungen installiert werden, die CO2 und Feinstaub ausstossen und für die Mietenden schon mittelfristig viel teurer sind als bewährte erneuerbare Alternativen wie Wärmepumpen und Fernwärme.
  • Einführung von angemessenen Fristen für die Sanierung extrem schlecht isolierter Gebäude. Zwei Drittel der Gebäude in der Schweiz wurden vor der Einführung von Vorgaben für die Wärmedämmung im 1980 gebaut, und treiben den nationalen Energieverbrauch in die Höhe.

Kantone für Klimaschutz entscheidend
Die Kantone spielen für den Klimaschutz eine entscheidende Rolle. Vor allem im Gebäudebereich entscheiden sie selbstständig. Dieser ist für 40 Prozent des Schweizer Energieverbrauchs und knapp ein Viertel der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Dazu kommt das grosse Potenzial beim Ausbau der Solarenergie und der Ladeinfrastruktur für E-Autos. Ohne die Kantone kann die Schweiz ihre klima- und energiepolitischen Ziele nicht erreichen. Den Kantonen stehen dabei eine Vielzahl an Instrumenten zur Verfügung: Sie können beispielsweise Vorschriften zur Energieeffizienz und zum Einsatz erneuerbarer Energie erlassen, finanzielle Anreize setzen und für eine Sensibilisierung und Beratung der Hauseigentümer:innen sorgen.

Weitere Informationen zum Stand der kantonalen Energiepolitik

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