Medienmitteilung: WWF und Pro Natura ziehen Beschwerde gegen Umfahrung Aarwangen weiter
02. Mai 2025
Vorgestern lief die Beschwerdefrist für die Verkehrssanierung Aarwangen ab. Der Regierungsrat hatte die Beschwerde pauschal abgewiesen. Damit beharrt der Kanton weiterhin auf einem überholten Verkehrssanierungsprojekt aus dem letzten Jahrhundert.
Europaweite bedrohte Tierarten betroffen
«Die in Aarwangen geplante Umfahrungsstrasse gefährdet national und sogar Europa-weit bedrohte Tierarten», sagt Kurt Eichenberger, Mandatierter von WWF und Pro Natura und Co-Präsident des Vereins Natur statt Beton. Die Strasse ist nach Ansicht der Umweltorganisationen unter geltendem Recht nicht umsetzbar, weshalb diese ihre Beschwerde ans Berner Verwaltungsgericht weiterziehen. Betroffen von der geplanten Strasse sind zum Beispiel die Schleiereule, Fledermausarten wie das Grosse Mausohr oder die Kleine Hufeisennase und selten gewordene Amphibien-Arten wie die Kreuz- oder die Geburtshelferkröte. Diese sogenannten Smaragd-Arten stehen unter europaweitem Schutz, was bei der Strassenplanung höchstens ansatzweise in Betracht gezogen wurde. Die meisten der betroffenen Tierarten würden durch die Strasse aus dem Gebiet vertrieben oder deren Wanderrouten unterbrochen.
WWF und Pro Natura fordern eine Verträglichkeitsprüfung
Die Umweltverbände verlangen ein Sachverständigengutachten zur Frage, welche Verpflichtungen sich aus der Berner Konvention für das Smaragd-Gebiet Oberaargau ergeben und eine Verträglichkeitsprüfung des Strassenplans «Verkehrssanierung Aarwangen», wie dies in Ländern der EU bei Smaragdgebieten üblich ist. Zudem hat die Kiesgrube Risi die Qualität eines Amphibienlaichgebiets von nationaler Bedeutung und müsste vom Kanton eigentlich dem Bund zur Aufnahme ins Inventar gemeldet werden. Wäre das Gebiet geschützt, müsste die Strasse um das Gebiet herumgeführt werden. Die Interessenabwägung des Kantons von Argumenten gegen und für die Strasse fällt vor diesem Hintergrund ungenügend aus.
Planungsfehler von Beginn weg
Die Strassenplanung der Umfahrung Aarwangen ist von Beginn weg ein Planungsfehler. Ursprünglich wurde die Strasse «Wirtschaftsstrasse» genannt. Dies zeigt, woher der Ruf nach einer neuen Strasse kam. «Dass damit auch das Dorf Aarwangen entlastet würde, war wohl mehr eine Kommunikationsstrategie des Kantons und betroffener Wirtschaftskreise, um eine von Anfang an durch den Kanton wenig priorisierte Strasse durchzubringen», sagt Eichenberger. «Angesichts des vom Bau der Strasse betroffenen Smaragd-Gebiets mit zahlreichen europäisch geschützten Tieren und Pflanzen ist diese Strassenplanung nicht nachvollziehbar».
Eine Planung von vorgestern
«Quer durch die grüne Wiese geht heute im Zuge von Klima- und Biodiversitätskrise nicht mehr», sagt Eichenberger. Nicht nur Schutzgebiete werden in Mitleidenschaft gezogen, sondern auch wertvolle Ackerböden der ansässigen Bauern und die im Mittelland immer selteneren, ruhigen Erholungsgebiete. «Wir können uns das Zubetonieren von wertvollem Kulturland und Erholungsgebieten nicht mehr leisten, erst recht nicht, wenn Alternativen vorhanden sind, die keinen Boden verbrauchen», mahnt Eichenberger. Die damals als sogar leicht vorteilhaft bezeichnete Strassenvariante Null+ innerhalb dem Dorf Aarwangen wurde frühzeitig verworfen.
Kontaktperson
Kurt Eichenberger, WWF Bern, 079 830 96 80, Mandatierter vom WWF Bern und Co-Präsident des Vereins Natur statt Beton.