WWF Bern legt Beschwerde gegen Umfahrung Aarwangen ein

24. Februar 2022

Im Schnellverfahren hat die Berner Bau- und Verkehrsdirektion 171 Einsprachen gegen die Verkehrssanierung Aarwangen abgelehnt. Dies stösst auf Unverständnis und führt nun zu einer eigentlichen Beschwerdewelle. Auch der WWF Bern legt Beschwerde ein. Ein sehr mangelhaftes Variantenstudium führt dazu, dass die Standortgebundenheit der geplanten Strasse nicht nachgewiesen werden kann. Zudem fällt die Interessenabwägung einseitig zu Gunsten des Verkehrs aus. Der WWF fordert - zusammen mit dem Verein Natur statt Beton - den Kanton auf, seine sture Haltung zu überdenken und mit einem überarbeiteten Projekt dem Schutz von Klima, Biodiversität und wertvollen Ackerböden gerecht zu werden.

Nach Einsprachen-Flut hagelt es Beschwerden
Im Schnellverfahren hat die Berner Bau- und Verkehrsdirektion 171 Einsprachen gegen die Verkehrssanierung Aarwangen abgelehnt. Dies stösst auf Unverständnis und führt nun zu einer eigentlichen Beschwerdewelle. Der Verein Natur statt Beton fordert den Kanton auf, seine sture Haltung zu überdenken und mit einem überarbeiteten Projekt dem Schutz von Klima, Biodiversität und wertvollen Ackerböden gerecht zu werden. Morgen Freitag läuft die Beschwerdefrist für die Verkehrssanierung Aarwangen ab. Zahlreiche Mitglieder des Vereins Natur statt Beton bestehen auf den Argumenten in ihren Einsprachen und reichen beim Berner Regierungsrat Beschwerden gegen das Strassenprojekt ein. Die Bau- und Verkehrsdirektion BVD hatte im Vorfeld viele Einsprachen pauschal abgewiesen und ging auf manche Punkte gar nicht ein. Damit beharrt der Kanton stur auf einem überholten Verkehrssanierungsprojekt aus dem letzten Jahrhundert.

Quer durch die grüne Wiese geht nicht mehr
«Quer durch die grüne Wiese geht heute nicht mehr», sagt Eva Fuhrimann, Co-Präsidentin des Vereins und Anwohnerin. Diese Fehlplanung missachtet heutige Herausforderungen wie Biodiversitätskrise und Klimawandel. Am 26. September 2021 stimmten 63.9 % für die Verankerung des Klimaschutzes in der kantonalen Verfassung. «Eine Strasse zu bauen, die unnötig Böden und Natur vernichtet, widerspricht dem Auftrag an Kanton und Gemeinden, den Folgen des Klimawandels vorzubeugen». Alleine Bau und Unterhalt von Strassen sind eine bedeutende Quelle für CO2-Emissionen.

Gute Ackerflächen werden immer rarer
Auch die Landwirtschaft wird in Mitleidenschaft gezogen. «Gute Ackerflächen werden immer rarer, was auf Kosten der Sicherstellung von inländisch produzierten Lebensmitteln mit einem hohen Standard geht», sagt Samuel Jenzer, Landwirt aus Bützberg und Co-Präsident des Vereins Natur statt Beton. «Wir können uns das Zubetonieren von wertvollem Kulturland nicht mehr leisten». Erst recht, wenn Alternativen vorhanden sind, die keinen Boden verbrauchen.

Schlechte Noten für den Kanton
Der Verein Natur statt Beton sucht in Zusammenarbeit mit Planern, Tunnelbauern und Architekten nach Alternativen zur Umfahrungsstrasse. Im Rahmen einer ETH-Masterarbeit wurde kürzlich die vom VCS Bern im Januar 2021 ins Spiel gebrachte Untertunnelung von Aarwangen einer ersten Prüfung unterzogen. Der Verein plant, weitere mögliche Alternativen vorzustellen. Kurt Eichenberger, Co-Präsident des Vereins Natur statt Beton hadert diesbezüglich mit dem Kanton: «Dass ein privater Verein nach Alternativen suchen muss, stellt dem Kanton kein gutes Zeugnis aus. Dessen Variantenstudium ist ungenügend». Eichenberger spricht für die Umweltorganisationen WWF Bern, Pro Natura Bern und Stiftung Landschaftsschutz Schweiz, deren Beschwerden unter anderem das ungenügende Variantenstudium und die falsche Interessenabwägung bemängeln. «Angesichts des vom Bau der Strasse betroffenen Smaragd-Gebiets mit zahlreichen europäisch geschützten Tieren und Pflanzen ist diese Strassenplanung nicht nachvollziehbar».

Verein fordert Grossen Rat auf, das Geschäft zurückzuweisen
Der Verein fordert den Grossen Rat deshalb dazu auf, den Baukredit für die Umfahrung Aarwangen vorerst nicht zu erteilen und das Geschäft für ein erweitertes Variantenstudium an den Regierungsrat zurückzuweisen. Nur mit einem erweiterten Variantenstudium lässt sich ein zukunftsfähiger Entscheid über die Lösung der
Verkehrsprobleme in Aarwangen und Thunstetten-Bützberg treffen.

Kontaktpersonen (Co-Präsidium Verein Natur statt Beton)
Eva Fuhrimann, Anwohnerin, 079 274 37 41
Kurt Eichenberger, WWF Bern, 079 830 96 80
Samuel Jenzer, Landwirt, 079 435 43 44

Weitere Information
Weitere Information zur geplanten Umfahrung Aarwangen und zu den Aktivitäten des Vereins Natur statt Beton finden Sie unter
www.naturstattbeton.ch 

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